TeamUp! Wertebildung im Fußball

Heute, am 11.6.2021 ist es so weit: mit einjähriger Verspätung startet die Fußball-EM. Millionen von Fans werden hierzulande mitfiebern. Gleichzeitig gibt es gute Nachrichten für den Amateurfußball: Mit den sinkenden Inzidenzzahlen werden die coronabedingten Einschränkungen im Breitensport vielerorts aufgehoben. Das Kicken auf dem Platz wird wieder Teil des Alltags – auch für mehr als zwei Millionen Kinder und Jugendliche, die in Deutschland in einem Verein spielen. Sie können endlich wieder gemeinsam mit Gleichaltrigen dem Ball hinterherjagen und sich auspowern. Im Kinder- und Jugendfußball geht es aber um mehr: Neben der sportlichen Ausbildung spielt hier auch die Persönlichkeitsentwicklung eine zentrale Rolle. Junge Menschen können und sollen auch darin unterstützt werden, sich zu selbstbestimmten, gemeinschaftsfähigen und verantwortungsvollen Persönlichkeiten zu entwickeln. Dafür braucht es pädagogische Konzepte für die Wertebildung im Sportverein. In diesem Beitrag stelle ich unser Konzept für den Jugendfußball vor: „TeamUp! Werte gemeinsam leben“. 

 Was ist TeamUp!? 

TeamUp! ist ein Konzept für die Wertebildung im Jugendfußball, das wir mit dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) entwickelt haben. Es richtet sich an Trainer:innen, Betreuer:innen und Jugendleiter:innen und vermittelt ihnen, wie sie die Wertebildung von Jugendlichen im Fußballalltag wirksam und nachhaltig unterstützen und ein gutes Miteinander in Mannschaft und Verein fördern können. Dabei nimmt TeamUp! alle drei Ebenen in den Blick, die für die Wertebildung wichtig sind: Haltung (Welche Werte sind mir wichtig? Für welche Werte trete ich ein?), Kompetenz (Welche Fähigkeiten brauche ich, um wertorientiert zu handeln?) und Handeln (Wie verhalte ich mich? Welche Werte lebe ich? Wie gehe ich mit meinen Mitmenschen um?). Im Fokus stehen erstens die Förderung von sozialen Werthaltungen wie Teamgeist, Respekt, Fairness, Toleranz, Engagement und Verantwortung, zweitens die Stärkung von Lebenskompetenzen, also Fähigkeiten, die einen angemessenen Umgang mit sich selbst und Mitmenschen ermöglichen. Hierzu gehören beispielweise Empathie, Kommunikations-, Kooperations- und Konfliktfähigkeit. Drittens zielt TeamUp! darauf ab, an sozialen Werten ausgerichtetes Handeln einzuüben, wie beispielsweise im Team zusammenhalten, fair und respektvoll miteinander umgehen, Verantwortung übernehmen, Konflikte friedlich lösen, Vielfalt akzeptieren, sich einbringen und für den eigenen Verein engagieren.  

 

Wie funktioniert TeamUp!? 

TeamUp! verbindet Training, Mannschaftsführung und Jugendarbeit im Verein mit wirksamen Ansätzen der Wertebildung und vermittelt dazu umfassende Methodenkompetenz. Mit dem Konzept können Trainer:innen, Jugendleiter:innen und weitere Verantwortliche im Jugendfußball das Lernen und Leben von Werten in alle fußballerischen Aktivitäten auf und neben dem Platz integrieren. Das hilft, im Fußballalltag Werte aktiv zu leben, soziale Kompetenzen zu stärken und ein respektvolles Miteinander zu gestalten. Das TeamUp!-Schaubild zeigt, wie das Konzept Jugendleiter:innen und Trainer:innen für die Wertebildung fit macht und über sie die Jugendmannschaften sowie die einzelnen Jugendspieler:innen erreicht.  Hier wird auch der ganzheitliche Ansatz deutlich: TeamUp! fördert einen Prozess von der bewussten Auseinandersetzung mit Werten bis hin zum wertorientierten Handeln. Ausgangspunkt ist die Sensibilisierung für Wertebildung und die Beschäftigung mit den eigenen Werten und Haltungen. Danach geht es darum, sich gemeinsam mit Werten auseinanderzusetzen, sie im Alltag zu leben und schließlich Wertebildung nachhaltig in Training und Jugendarbeit zu verankern. Schwerpunkte sind dabei  Methoden und Übungen zur Teamentwicklung, Kommunikation, Umgang mit Konflikten und wertebildendes Fußballtraining.  Mit den im Folgenden skizzierten fünf Schritten unterstützt TeamUp! so Trainer:innen, Betreuer:innen, Jugendleiter:innen und weitere im Jugendfußball Verantwortliche dabei, eine Wertebildung im Jugendfußball zu verankern. 

© Pia Bublies

Sensibilisierung: Den eigenen Blick für Wertebildung im Alltag schärfen 

TeamUp! sensibilisiert Trainer:innen und Jugendleiter:innen für die Bedeutung von Wertebildung im Jugendfußball, für ihre eigene Rolle und für die wertebildenden Potenziale im Trainings- und Vereinsalltag. Dieser Alltag bietet zahlreiche Anlässe für das Lernen und Leben von Werten. Das fängt an beim Umgang miteinander auf und neben dem Platz – etwa wenn es um das Zusammenspiel im Team geht oder um faires Verhalten gegenüber Mitspielenden und Gegner:innen. Auch Meinungsverschiedenheiten, der gemeinsame Austausch in der Spielersitzung oder die Übernahme von Aufgaben bei der Trainingsvorbereitung können Anknüpfungspunkte für Wertebildung sein. Trainer:innen und Jugendleiter:innen erfahren bei TeamUp! mehr darüber, wie sie die Wertebildung von Jugendlichen in solchen Situationen unterstützen können und wie wichtig hierfür die Selbstreflexion ist – also das Bewusstmachen eigener Werthaltungen. 

© Kai Uwe Oesterhelweg

Selbstreflexion: Sich mit den eigenen Werten und der eigenen Vorbildrolle auseinandersetzen 

TeamUp! leitet Trainer:innen und Jugendleiter:innen dazu an, sich mit ihren eigenen Werten und ihrer Vorbildrolle auseinandersetzen. So können sie für sich klären, was ihnen wichtig ist, woran sie ihr eigenes Handeln ausrichten wollen und was sie an ihre Jugendspieler:innen weitergeben möchten. Diese Selbstreflexion ist grundlegend: Wer glaubwürdig und wirksam die Wertebildung von Jugendlichen fördern möchte, sollte wissen, worauf es ihm/ihr selbst im Leben ankommt und welchen Einfluss er/sie auf die Jugendlichen hat. 

Dialog: Werte im Fußball zum Thema machen 

TeamUp! zeigt Methoden und Wege auf, um Jugendliche zu beteiligen und mit ihnen über Werte ins Gespräch zu kommen. Trainer:innen erfahren insbesondere, wie sie gemeinsam mit ihren Spieler:innen Mannschaftswerte und Verhaltensregeln erarbeiten und wie sie im Training und Vereinsalltag Werte thematisieren und bewusst wertebildend wirken können. Jugendleiter:innen erhalten Tipps, wie sie Werte für die eigene Jugendabteilung gemeinsam mit Trainer:innen, Spieler:innen, Eltern und weiteren Beteiligten entwickeln können und wie ein wertorientiertes Jugendkonzept für den eigenen Verein aussehen kann. 

© Kai Uwe Oesterhelweg

Handeln: Werte in Verein, Jugendabteilungen und den Mannschaften leben 

Bei der Wertebildung kommt es vor allem darauf an, über gemeinsame Werte nicht nur zu sprechen, sondern sie im Umgang miteinander auch zu leben. TeamUp! liefert hierzu eine Vielzahl praktischer Anregungen und Hinweise. Dazu gehören Übungen zur Stärkung von Vertrauen sowie Methoden, die dazu beitragen, Respekt, Fairness und Verantwortungsübernahme zu stärken, Konflikte friedlich zu lösen oder Teamgeist und Mannschaftszusammenhalt zu verbessern. Trainer:innen erfahren, wie sie das normale Fußballtraining mit dem Lernen von Werten verknüpfen können. Dazu erhalten sie Beispiele für wertebildende Trainingseinheiten und Tipps, um selbst solche Trainingseinheiten zu gestalten. Jugendleiter:innen bekommen Anregungen dazu, wie sie die Arbeit mit Jugendtrainer:innen sowie Jugendlichen wertorientiert gestalten sowie Engagement und Verantwortungsübernahme fördern können. Außerdem gibt TeamUp! praktische Tipps für eine wertschätzende Kommunikation im Verein. 

Dranbleiben: Wertebildung kontinuierlich und nachhaltig gestalten 

Mit der Wertebildung verhält es sich wie mit dem Training von Kondition und Technik: Man muss dranbleiben. Nur dann können Kinder und Jugendliche nachhaltig soziale Werthaltungen und Kompetenzen entwickeln und wertorientiertes Handeln einüben. TeamUp! vermittelt daher, wie Wertebildung als ständiger Begleiter in die eigene Arbeit eingebaut werden kann – eng bezogen auf sportliche Ziele. Wichtige Etappen oder Meilensteine und sportliche Entwicklungen während der Saison bieten dafür vielfältige Anlässe. Außerdem gibt TeamUp! Anregungen, um im eigenen Verein Mitstreiter:innen für das Thema zu gewinnen, und zeigt, wie sich Wertebildung im Leitbild des Vereins oder im Jugendkonzept verankern lässt.

© Kai Uwe Oesterhelweg

TeamUp! genauer kennenlernen und selbst nutzen 

Wenn dieser Beitrag Sie neugierig gemacht hat auf unser Konzept, finden Sie auf der Projektseite weitere Informationen und auch unser Handbuch für Trainer für das Selbststudium. Ende Juli erscheinen zudem zwei weitere Praxisbücher zu TeamUp!: Die Praxishilfe für Jugendleiter:innen und unser Leitfaden für Lehrreferent:innen. Damit wollen wir das Konzept deutschlandweit allen interessierten Vereinen, Trainer:innen, Jugendleiter:innen sowie weiteren Verantwortliche im Jugendfußball sowie gern auch in anderen Mannschaftssportarten für Ihre Arbeit zur Verfügung stellen. Natürlich macht es Spaß und ist hilfreich, das Konzept gemeinsam kennenzulernen und Methoden und Übungen zusammen mit anderen auszuprobieren. Im FLVW und im Berliner Fußball-Verband (BFV) sind TeamUp!-Lehrgänge bereits Teil der regulären Fortbildung für Trainer:innen (C-Lizenz) und Jugendleiter:innen. Aktuell skalieren wir in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) TeamUp! in fünf weitere Landes-Fußball-Verbände. Zudem führen unsere Referent:innen in diesem Jahr auch erste TeamUp!-Schulungen beim Württembergischen und Badischen Landessportbund e.V. durch.