Werte leben. Demokratie stärken. Gemeinsam stark für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Das Wertebündnis Bayern stellt sich vor.

Junge Menschen über Wertefragen zum Nachdenken anregen, mit ihnen diskutieren, sie zum Handeln ermuntern – das will das Wertebündnis Bayern.

Im Jahr 2010 initiiert, hat sich dieses bundesweit einmalige Bündnis seit seiner Gründung zu einem großen Netzwerk entwickelt, das Werteorientierung und Wertebildung bei jungen Menschen fördert. Aus allen gesellschaftlichen Bereichen haben sich Partner:innen zusammengefunden: gleichberechtigt und als Teil einer starken Gemeinschaft. Im Oktober 2015 wurde die Stiftung Wertebündnis Bayern errichtet, um die nachhaltige und selbstständige Arbeit des Wertebündnis Bayern sicherzustellen. Nach nunmehr 11 Jahren ist aus 35 Gründungspartner:innen ein Netzwerk von 197 Organisationen erwachsen, welches aus seiner Heterogenität positive Synergien schöpfen kann. Um nur einige Partner:innen exemplarisch zu nennen: der Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, die Arbeiterwohlfahrt, der Bayerische Bauernverband, das Generalkonsulat des Staates Israel, der Verein Zivilcourage für ALLE, die BMW Foundation Herbert Quandt. Das Bündnis ist überparteilich und überkonfessionell, wird getragen von unterschiedlichen demokratischen Gruppen und Organisationen und ist offen für alle, die sich dem Anliegen des Wertebündnis Bayern verpflichtet fühlen.

© Alexander Scharf

„Gemeinsam können wir eine starke Gemeinschaft für diejenigen bilden, deren Stimme allein zu schwach ist.“, sagt Peter Maffay, Musiker und mit seiner Stiftung überzeugter Bündnispartner.

Wofür engagieren wir uns?

Die Bündnispartner:innen engagieren sich dafür, dass sich Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene wie Eltern, Lehrkräfte oder Erzieher:innen, mit Werten beschäftigen und sich über Werte austauschen. In den gemeinsamen Projekten der Wertebündnispartner:innen können junge Menschen Werte erfahren – konkret, lebendig und lebensnah. Unser großes Ziel: Aus den jungen Menschen von heute werden starke Erwachsene von morgen.

Warum Wertebildung?

Wir sind überzeugt: Individuen brauchen ein Wertegerüst, um sich in der Welt orientieren zu können, um zu gefestigten Persönlichkeiten zu werden und verantwortungsvolle Entscheidungen treffen zu können. Dieses Fundament erwerben sie in der Familie, in der Schule, in Vereinen und überall, wo sie die Gelegenheit haben, über Werte zu reflektieren und wertorientiert zu handeln. Dazu möchte das Wertebündnis einen Beitrag leisten. Auch die offene, pluralistische Gesellschaft als Ganzes braucht ein Fundament an gemeinsamen Auffassungen und Überzeugungen. Nur so sind gesellschaftlicher Zusammenhalt und ein gutes demokratisches Miteinander möglich. Dieses Fundament leiten wir aus den Normen des Grundgesetzes und der Bayerischen Verfassung sowie den dahinterstehenden Werten ab und haben es im Bündnispapier formuliert. Wenn es einen solchen Minimalkonsens gibt, auf den sich große Teile der Gesellschaft einigen können, können sich Menschen mit unterschiedlichsten Weltanschauungen und Lebensentwürfen respektvoll und tolerant begegnen.

Was verstehen wir unter Wertebildung?

Wir verstehen Wertebildung als einen Bildungsprozess, der Zeit braucht und den jede:r in sich selbst, aber in Auseinandersetzung mit anderen vollzieht. Junge Menschen brauchen Handlungsräume, in denen sie werteorientiertes Handeln ausprobieren können, um zu erleben, welche Wirkungen ihr Tun haben kann. Daraus können sie Rückschlüsse ziehen, Haltungen entwickeln und ihre Wertekompetenz ausbauen. Wir sprechen bewusst von Wertebildung, nicht von Wertevermittlung, um klarzustellen, dass es sich um einen individuellen Prozess handelt, bei dem man sich zwar an Vorbildern orientieren, reiben oder sich von ihnen abgrenzen kann, bei dem man aber letztendlich für sich selbst zu sehr persönlichen Ergebnissen kommt. Dilemma-Situationen beispielweise zeigen, wie schwierig es sein kann, eine wertebasierte Entscheidung zu treffen: Ich weiß, dass mein Klassenkamerad aus finanziellen Gründen nicht an der Klassenfahrt teilnehmen kann. Er möchte aber keinesfalls, dass ich es der Lehrerin sage, obwohl er gerne mitkäme. Was tue ich? In solchen Situationen wird es immer darum gehen abzuwägen. Dabei gibt es nicht die eine, in jedem Fall richtige Antwort. Man reift bei jedem Ringen um eine adäquate Lösung, bildet eine Haltung aus, handelt danach und erwirbt so Wertekompetenz.

Wie unterstützen wir Wertebildung?

Wir unterstützen diesen Bildungsprozess mit unserer Projektarbeit. Dabei ist die Themenpalette der Wertebündnisprojekte breit: Sie reicht von der Verantwortung für das Gemeinwohl über Demokratiebildung und Medienkompetenz bis zum Themenbereich Gesundheit. Sich eine eigene Meinung bilden und andere Ansichten respektieren, dies lernen junge Menschen beispielsweise im Projekt „mehrWERT Demokratie“.
Bei „Ich WIR IHR im Netz“ setzen sich Jugendliche mit Sozialen Netzwerken auseinander und stärken ihre Werte- und Medienkompetenz. Das Projekt „ich mach dich gesund“ nimmt die gesundheitsfördernde Wirkung der Künste in den Blick.

Wertebündnisprojekte sind immer Kooperationsprojekte, an denen sich mindestens drei Wertebündnispartner:innen beteiligen. Jede:r Partner:in bringt andere Eigenleistungen ein, Material, Arbeitszeit, Räume, Transport, Experten, Ideen. Dadurch entstehen Synergieeffekte und das Bündnis als Ganzes kann deutlich größere Projekte stemmen als es die rein finanziellen Mittel der Stiftung allein erlauben würden. Alle Projekte sind auf Nachhaltigkeit angelegt, das heißt auch nach Ende der Projektlaufzeit und ohne die Projektgelder bleiben die Projektergebnisse wirksam. Denn es werden Multiplikatoren ausgebildet oder allgemein verfügbare Materialien erarbeitet. Die Qualität der Projekte wird durch eine begleitende Evaluation gesichert.

Einmischen! – Unser neuestes Wertebündnisprojekt

Das neue Wertebündnisprojekt „Einmischen!“ zeigt exemplarisch, wie wir die Brücke schlagen von der Theorie zur Praxis, von der politischen Bildung zum bürgerschaftlichen Engagement: Schüler:innen der Jahrgangsstufen 8 bis 10 wählen eine aktuelle gesellschaftliche Herausforderung aus, um in diesem Themenfeld ein eigenes Engagementprojekt an der Schule oder im näheren Umfeld zu realisieren. Die vier zentralen Themenbereiche sind Klimawandel, Diskriminierung, soziale Gerechtigkeit und Demokratiegefährdung. In einem zweitägigen Workshop und in Kooperation mit Ehrenamtlichen aus einer zivilgesellschaftlichen Einrichtung vor Ort stärken die Schüler:innen ihr Bewusstsein für gesellschaftliche Probleme und demokratische Werte. Gleichzeitig sammeln sie konkrete Erfahrungen bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit und lernen Einrichtungen bürgerschaftlichen Engagements kennen.

Mit diesem Projekt wollen wir Werte wie Teamgeist und Verantwortung für das Gemeinwohl, aber auch das Selbstwertgefühl der Teilnehmenden stärken. Wer sieht, dass die eigene Idee tatsächlich umgesetzt wird, erlebt Selbstwirksamkeit und erfährt, dass man als Individuum einen Unterschied machen kann. Wer aktiv wird und sich konstruktiv einmischt, macht eine positive Demokratieerfahrung und stellt im günstigsten Fall fest, dass man als Individuum dadurch genauso profitiert wie die Gesellschaft als Ganzes.

Gesellschaftliche Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam stemmen

Ob Klimawandel oder Pandemie – aktuelle wie auch zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen sind komplex und deshalb nur interdisziplinär und gemeinsam zu stemmen. Wir sind überzeugt davon, dass Netzwerke wie das Wertebündnis Bayern, das bereichsübergreifend Akteur:innen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Medien zusammenbringt, gut gerüstet sind, um sich diesen komplexen Themen zu nähern. Und nicht zuletzt wird eines immer gefragt sein, so schnell der technologische Fortschritt auch voranschreiten mag: Wertekompetenz als menschlicher Faktor. Sie versetzt uns in die Lage, verantwortungsvoll zu entscheiden und zu handeln.

 

Dr. Andrea Taubenböck studierte Anglistik und Romanistik an der LMU in München und der Sorbonne in Paris und promovierte 2002 zum Thema „Die binäre Raumstruktur in der Gothic novel“. Seit 2006 arbeitet sie in der Bayerischen Staatskanzlei, zunächst in der Europaabteilung, dann in der Grundsatzabteilung. Seit 2015 ist sie geschäftsführender Vorstand der öffentlich-rechtlichen Stiftung Wertebündnis Bayern.